08/06/2025
Heute erinnern wir uns an Käthe Kollwitz, die vor etwas mehr als 100 Jahren an Pfingsten ein Glücksgefühl in ihrem Tagebuch festhielt. Sie schrieb von einem Tag, der von Liebe, Heiterkeit und dem Zauber der Kinder geprägt war, die das Leben so sorglos erscheinen lassen.
„Der erste Pfingstfeiertag 1924, ein glückseliger Freudentag für mich. Bei den Kindern draußen. Das schönste Wetter und Goeschs auch wieder da. In der großen offenen Polygonumlaube sitzen wir alle auf dem Boden, Hans und Heinrich lesen aus Morgenstern vor, aber das ist mir ganz gleichgültig. Ich bin vegetativ glücklich das alles zu sehn und durcheinanderkrabbeln zu sehn. (…) Und dann das Gekrabbel der Kinder. (…) Die Zwillinge sind köstlich. Derb, drollig, unschuldige Weißköpfchen.Plappern ihre eigene Sprache. Wenn Ottilie zur Fütterung zwischen ihnen sitzt, jedem sein Breilöffelchen gibt und das, das nicht dran ist, Fäustchen macht und einen zornroten Kopf über das Wartenmüssen kriegt, während das andere in breitestem Behagen seinen Mund dem Löffel öffnet - das ist ganz wundervoll. Glückliche Ottilie, die so stark Mutter ist. Was auch später kommt, diese 3 Jahre Kleinkinderarbeit werden ihr immer eine Art gesättigten Gefühls geben. Sie ist saftig Mutter, so sehr sie manchmal auch dagegen anpoltert.“
📷: Käthe Kollwitz mit ihrem Sohn Hans, den Enkeln Jördis, Jutta und Peter, sowie Veronika (links hinten) und Gudrun Goesch, 1925, Fotograf unbek., Nachlass Kollwitz, Käthe Kollwitz Museum Köln, Archiv-Nr. F 1.b-20